25 years ago, the first Loveparade took place on Kurfurstendamm in Berlin, Germany. Its inventor and founder Dr. Motte had an interview with TAZ (Berlin newspaper) about politics, mainstream and spiritual moments…
- Vor 25 Jahren zog die erste Loveparade über den Ku’damm. Ihr Gründer Dr. Motte über Politik, Mainstream und spirituelle Momente.
-
Dr. Motte zum Loveparade-Jubiläum „Wir wollten diese Beglückung“
-
- (Foto: dpa)
- Hier geht’s zum Interview auf TAZ.de.
-
Da das Interview aus Platzgründen gekürzt wurde, ich Euch aber die restlichen Fragen und Antworten nicht vorenthalten möchte, hier nun die fehlenden Parts:
- (vorherige Frage: Dann fiel die Mauer…)
- TAZ: Wann hörte das auf mit der Erfüllung?
- Dr. Motte: Das war für jeden Einzelnen anders. Jede Loveparade war die Summe aller Beteiligten und ihrer Arbeit. Wir gaben nichts vor, sondern schufen ein Feld, auf dem sich alle austoben konnten. Bei uns gab es keine Gesetze, außer ein paar Grundsätze: Keine Werbung, außer den nötigen Sponsoren, keine Gewalt. Ansonsten sagten wir: Geht und macht euer Techno-Ding.
- (vorherige Frage: Wie haben Sie reagiert?)
- TAZ: Was denn jetzt: Kulturmarke oder Politik?
- Dr. Motte: Der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog und damalige Verfassungsrichter fasste den Demonstrationsbegriff nach dem Brokdorf-Urteil neu: Er sagte, dass die Menschen auf der Straße alleine durch ihre Anwesenheit das Motto der Demonstration mittragen. Und dass das reiche, um als Demo durchzugehen. Bei uns aber hat man den engen Demo-Begriff angewandt: Keine inhaltliche Diskussion, keine Flugblätter, keine Reden… Die Hanf-Parade hat heute noch mit solchen Auflagen zu kämpfen, die dürfen ja gar nichts.
- TAZ: Sie nahmen sich dagegen einiges heraus: laute Musik, halbnackte Tanzende, Drogen. Hat die Loveparade überhaupt erst den Spaß in die Politik gebracht?
- Dr. Motte: Nein, das war definitiv die Kommune, nach 1968. Wir sind vielleicht deren Kinder und haben das Anarchistische auf unsere Weise fortgeführt. Musik ist ein sehr gutes Transportmittel für politische Botschaften.
- …
- (Vorherige Frage: Trotzdem hatte Techno als Jugendbewegung eher den Ruf des Unpolitischen, Hedonistischen. Zu unrecht?)
- TAZ: Sie haben sich in den letzten Jahren unter anderem gegen die Mediaspree-Bebauung und für den Erhalt des Künstlerhauses Tacheles in der Oranienburger Straße engagiert. Verstehen Sie sich als Bewahrer der hiesigen Subkultur?
- Dr. Motte: Ich habe einfach ein starkes Gefühl für Ungerechtigkeit.
- TAZ: Ist das nicht eher ein krampfhaftes Festhalten an gewachsenen Strukturen? Dinge und Orte verändern sich eben.
- Ungekürzte Antwort Dr. Motte: Berlin hatte, historisch bedingt, einen Sonderstatus. Die vielen Freiräume, die es gab, waren ein Glücksfall: Nach dem Fall der Mauer herrschte plötzlich Wildwest. Fast 25 Jahre später sehe ich, dass nach und nach alles privatisiert wird. Trotz Bürgerentscheids darf ein Investor an der East Side Gallery bauen, auch an anderen Orten in der Stadt herrscht totaler Wildwuchs. Es gibt keine Regeln, die Stadt wird immer hässlicher. Mit Berlin als Stadt der Clubkultur wird es dann bald vorbei sein. Dabei war dieser Imagewandel – weg vom bösen Deutschen und hin zur coolen Feierstadt – ein internationaler Durchbruch, den wir mit der Loveparade mitbegründet haben. Also könnte man sagen, dass die Loveparade alles in allem eine doch recht preiswerte Image-Kampagne für die Stadt Berlin war.
- …
- (Vorherige Frage: Ein historischer Verdienst.)
- TAZ: Immerhin, es gibt Erfolge wie den Volksentscheid zur Nichtbebauung des Tempelhofer Feldes.
- Dr. Motte: Ja. Aber man muss jetzt sehr genau darauf achten, dass nicht scheibchenweise doch noch gebaut und privatisiert wird.
- …
- (Um den Kontext besser zu verstehen, die letzte gedruckte und die tatsächliche letze Antwort.)
- TAZ: Klaus Wowereit sollte Ihnen dankbar sein…
- Dr. Motte: Er kann gerne mal hier in meinem Büro vorbeischauen. Dann könnten wir uns über das Loveparade-Jubiläum reden.
- TAZ: Würden Sie noch mal eine Loveparade organisieren?
- Dr. Motte: Wenn es ein gutes Angebot von Seiten der Stadt gäbe – wer weiß? Vielleicht könnte ich die Leute von damals noch mal zusammentrommeln für eine Reunion? Techno forever!
- Das Interview führten Nina Apin (Redakteurin taz.Berlin) und Bert Schulz (Leiter taz.Berlin)